Foto: Chris Bangle / BMW / Mini

Mit seinen radikalen Entscheidungen und fortschrittlichen Überlegungen führte der amerikanische Designer BMW, Mini und Rolls Royce in das 21. Jahrhundert; heute arbeitet er auf der eigenen Farm, in der Nähe von Torino, in seinem Studio, an Projekten und Ideen, die physisch und emotional die Welt in Bewegung setzen

Anfang Februar 2009 kam aus München eine unerwartete Nachricht – Chris Bangle hat das Steuerrad der Designabteilung der BMW-Gruppe verlassen. Das war das Ende der 17 Jahre langen Ära, die an zahlreichen Modellen ihre Spuren hinterließ und der Konkurrenz als Vorbild diente. Die radikalen Entscheidungen des amerikanischen Designers, im Schaffen einer neuen Identität des bayerischen Automobilherstellers, mit welchen er BMW, Mini Cooper und Rolls Royce in das 21. Jahrhundert einführte, konnten ohne Kritik der Traditionalisten nicht durchkommen. Journalisten erfanden den Neologismus Bangle-Heck, mussten aber vor den Rekordzahlen, die BMW auf dem Markt schrieb, zurückrudern.

Nach fast drei Jahrzehnten der Designerkarriere, die er bei Opel, Anfang der Achtzigerjahre begann, bei Fiat, als Leiter der Designabteilung fortsetzte, bevor er zu BMW wechselte, entschied Bangle, sich auf persönliche Designherausforderungen zu fokussieren. Im Norden Italiens, unweit von Torino, eröffnete er auf einer alten Farm sein Studio, welches der Sitz des Projekt- und Design-Beratungsunternehmens ist, spezialisiert auf Projekte und Ideen, die physisch oder emotional die Welt bewegen.
„Die Automobile sind für Designer etwas dem Avatar Ähnliches und vielleicht mag das wie Mangel an Kraft oder Widerstandsfähigkeit klingen, aber wenn man an Sachen mit Leidenschaft herangeht, wird es ziemlich schmerzhaft. Man muss sich in ein Projekt einbringen und wenn dieses fertig und durch ist, fühlt man den Verlust. Das ist normal, aber wenn man noch dazu der Manager ist, vervielfacht sich dieser Verlust. Man weiß nie, welches Projekt auf der Plattform in die Produktion kommen wird. Die Position des Managers ist dabei eine äußerst ungewöhnliche. Man arbeitet an Projekten, man unterzeichnet sie, aber man darf sich nicht verdienstvoll fühlen, denn dahinter versteckt befindet sich fremde Arbeit. Gleichzeitig ist das ziemlich stressig. Nicht nur wegen des Druckes den man spürt, denn die Fehler werden erst nach zwei bis drei Jahren sichtbar, sondern, das Problem ist, dass man mit der Zeit die Identität verliert. Man wechselt die Identität wegen des massenhaften Bedürfnisses sich mit dem Produkt zu identifizieren und man wird zu einem Teil dieses Produktes, nicht nur eines, sondern vieler Produkte – oft bis zu zehn. Als ich 45 Jahre alt wurde, wurde ich mir dieser, ein wenig ungesunder Situation bewusst und habe beschlossen, bevor ich den 50. Geburtstag feiere, zu gehen. Bevor mich der Herzinfarkt oder etwas Ähnliches trifft“.

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