Photo: Davor Žunić

FRÉDÉRIC BEIGBEDER

Weltbekannter chriftsteller über leben und tod

Ich bin 53 Jahre alt, habe zwei kleine Kinder und möchte möglichst lange leben. Ich bereiste die ganze Welt auf der Suche nach Wissenschaftlern, die mir sagen würden wie lange ich am längsten leben kann

Er kam nur auf einen halben Tag nach Zagreb, um seinen neuen Roman vorzustellen und um bereits am nächsten Morgen, wegen schon früher vereinbarter Verpflichtungen nach Hause zu eilen, in den französischen Teil des Baskenlandes, wohin er erst vor kurzem aus Paris übersiedelt ist. Frédéric Beigbeder war an diesem Nachmittag vergnügt leger, wie ein Maturant am ersten Tag eines Schulausfluges. Wir begrüßten einander in der Lobby des Zagreber Hotels Palace. Während er die Hand in eine etwas größere Schüssel mit Bonbons steckte und sie mit vier, fünf, sechs Bonbons anfüllte, sagte er, dass er jetzt bereit sei für ein Gespräch und dass wir dafür nur noch einen gemütlichen Platz suchen müssten.

Der französische Schriftsteller, bis vor kurzem als Chronist des Pariser mondänen Lebens bekannt, ehemaliger Marketingexperte, Fernseh- und Rundfunkmoderator, Regisseur, Schauspieler, Literaturkritiker, ist jetzt, in seinen Fünfzigern Vater zweier kleiner Kinder und einer erwachsenen Tochter. Er erwähnt, dass die jüngere Tochter drei Jahre alt ist, der Sohn drei Monate und dass er im September seinen 53. Geburtstag feiert. „Alles in meiner Familie dreht sich um die Zahl drei. Diese späte Vaterschaft, zwei kleine Kinder in den Fünfzigern – das hat mich entscheidend dazu motiviert die Wissenschaft zu Rate zu ziehen um die Antwort auf die Frage zu bekommen, wie lange kann ich leben.“ Er spricht in einer Weise, die Sie unsicher macht, ob er das Ausgesprochene auch ernst meint. In einem solchen Ton spricht er auch die meisten weiteren Sätze aus – irgendwie zwischen einem leichtsinnigen Scherz und einer philosophischen Abhandlung.

In seinem Roman „Endlos leben“ führt er eine Reihe von Informationen an, über die Möglichkeiten das Leben zu verlängern. Diese hat er bei seinen Reisen durch Europa, den Nahen Osten und Amerika, in Gesprächen mit verschiedenen Wissenschaftlern gesammelt. Frédéric Beigbeder schreibt über die Möglichkeit die Zellen zu verjüngen, über die Transplantationen von Schweinsorganen, über das Injizieren von Stammzellen, über das 3D Drucken von Organen, über das Verschmelzen von Mensch und Roboter… Kurz gesagt, er befasst sich mit einem Thema, das kaum jemand von ihm erwartet hätte. Drucken von Organen, über das Verschmelzen von Mensch und Roboter… Kurz gesagt, er befasst sich mit einem Thema, das kaum jemand von ihm erwartet hätte.

Und obwohl er die ersten Jahre seiner Fünfziger auf die obsessive Suche nach der Antwort auf die Frage verbrauchte – ist es überhaupt und wenn ja, wie weit ist es möglich das Leben zu verlängern, kann der Mensch unsterblich werden – behauptet er im Gespräch, dass er keinen Unterschied zwischen seinen Vierzigern und seinen Fünfzigern sehe.

„Ich fühle mich eigentlich zeitweise so, als wäre ich erst sechs oder acht. Deswegen esse ich vielleicht derart viele Süßigkeiten.“ Wir beide lachen und blicken auf die zerknüllten Papierchen von den Bonbons, die er im Nu vertilgt hat, ungeduldig auf die erst bestellten Speisen wartend.

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