Photo: ACI archiv

IVICA KOSTELIĆ

Neue Karriere im Segeln

Gehen Sie durch das Gässchen „Vu plavem trnaci“, setzen Sie fort noch einige hundert Meter auf der engen Dorfstraße und voilà – Sie befinden sich bei dem gefeierten kroatischen Skirennläufer Ivica Kostelić. Ruhe, Natur und zahme Ausblicke ins Grüne. Ein Paradies. In Kloštar Ivanic befindet sich seit einem Jahr das neue Heim der Familie Kostelić. So nahe an Zagreb – nur 20 Minuten Fahrt – und doch weit genug weg um alle Nachteile einer Großstadt zu vergessen. In dem kleinen Holzhaus, mit schönem Ausblick auf die Fischteiche, entstehen die besten Ideen für die Zukunft. Gerade diese Pläne und die neue Leidenschaft sind auch das Thema für ACI No. 1. Ivica Kostelić ist für das Segeln entflammt u. zw. für das ursprüngliche, für das Offshore-Segeln. Die Latte seiner Ambitionen ist hoch gesetzt, wie auch während seiner Skirennläuferkarriere. Er nahm sich vor an den renommierten Regatten wie Jacques Vabre, Route du Rhum und Vendé Globe teilzunehmen. Aber, dazu mehr etwas später.

Die logische erste Frage – warum Segeln?

„Warum nicht? Ich liebe freie Weiten in allen Formen. Und das Meer ist genau das. Groß, unbezwingbar und unkontrollierbar. Heutzutage werden wir alle in irgendeiner Weise kontrolliert und diese Oasen unberührter Natur sind die einzigen Orte wo Du Dir selbst überlassen bist. Wenn Du irgendwo in der Wildnis bist, hast Du nicht viele Wünsche, aber die, die Du hast sind sehr ernst. Du überlegst wo Du schlafen wirst, was Du essen wirst, wie die Wettervorhersage sein wird. Wünsche wie – ein neues Handy, ein neues Auto, oder etwas ähnliches Materielles – haben keinen Sinn. Es interessiert Dich nur das ursprüngliche Leben und Zusammenleben, sowie der Kampf mit der Natur. Ich habe immer schon das Meer geliebt, die Fahrten mit dem Schiff, den Fischfang, das Tauchen. 2005 habe ich begonnen Segelunterricht zu nehmen, in der Segelschule Oreb in Korcula. Ich muss zugeben, dass mir das Segelboot damals zu langsam vorgekommen ist. 2010 habe ich mit einem Schlauchboot einen Törn nach Malta unternommen. Erst etwas später habe ich mich wieder dem Wind zugewandt. Ich segelte mit einer Seascape 18, kaufte dann ein kleines Rennboot Transat 6.50 mit der Ordnungszahl 508. Dieses Boot hatte schon einige ernstere Regatten hinter sich und es war äußerst interessant auf diesem Boot Segeln zu lernen. Danach bin ich zu Class 40 übergegangen. Das sind robuste Schiffe, die für Offshore-Regatten gebaut sind. Das erste war eine Akilaria RC1 mit dem Namen „Pik As“ und das aktuelle ist die „Croatia Full of Life Ola“, ebenfalls eine Akilaria, aber eine RC2, eine Segelyacht gebaut für Regatten in den Weiten der Ozeane.

Offshore-Segeln ist eine Kombination zwischen Abenteuer und Sport. Wie sehr hat Sie dieser Abenteuerpart angezogen?

„Es fasziniert mich die Art auf die der Mensch die Natur nützt und wie er zwischen der See, den Wellen und dem Wind balanciert. Solche Regatten sind gleichzeitig auch das Verlassen der Komfortzone und eine Art Flucht aus dem alltäglichen Leben, das Du nicht ändern kannst. Auf dem Ozean gibt es keine Konflikte, kein Gedränge, keine Habgier, es gibt keine Menschen, die sich zueinander mies verhalten. Es gibt keinen bitteren Nachgeschmack… Die Zeit an Deck verliert jeden Sinn. Tag und Nacht werden zu relativen Kategorien und Du kümmerst Dich nur darum, wie Du einen möglichst guten Dialog mit dem Wind herstellen sollst. Die Natur wartet auf niemanden und es ist unsere Aufgabe uns nach ihr zu richten. Die Abenteuer lehren Dich demütig zu sein. Bei einem Wind von 40 Knoten begreifst Du wie groß die Macht der Natur ist und wie klein wir Menschen sind im Vergleich zu dieser gewaltigen Bewegung. Und wenn es unter diesen schwierigen Bedingungen noch dazu um den Wettbewerb geht, wird die Sache erst recht interessant. Wenn Du eine Konkurrenz hast, beginnst Du auch über andere Sachen nachzudenken. Wirst Du schneller oder sicherer sein, wirst Du schlafen? Diese Kompetition treibt Dich dazu, dass Du 150 Prozent von Dir gibst. Sie treibt Dich dazu an, die eigenen Grenzen zu verschieben. Ich werde versuchen das plastisch zu erklären. Die Zeit der Entdecker auf der Erde ist längst vorbei. Solche Typen wie Amundsen oder Hillary existieren nicht mehr. Alles wurde schon entdeckt. Man kann mit
einem Kreuzfahrtschiff zum Südpol fahren und die Überquerung des Atlantiks ist inzwischen Normalität. In alldem brauche ich ein wenig Würze; ich muss den Volume-Knopf bis zum Anschlag drehen… Gerade dazu dient das Offshore-Segeln – dem Erkennen und dem Verschieben der eigenen Grenzen. Ich habe den Drang, der mich weiter und höher treibt.“

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