Foto: Thron Ullberg / Fokus / Martina Cvek / HGSS

Die Leser sind gescheit, sie wollen Werke von Schriftstellern, die ohne große Energie schreiben, nicht lesen. Je länger ich schreibe, umso schwerer geht es.

Jo Nesbø, der global gefeierte Autor, der überall in der Welt eingeladen wird, liebt es nach Kroatien zu kommen. Er kommt zu den temperamentvollen Lesern, die ihn nahezu wie einen Rockstar empfangen und außerdem kommt er gerne nach Kroatien wegen der hiesigen Natur, die er liebt. Als leidenschaftlicher Kletterer, kombiniert Nesbø seine Buchpräsentationen mit dem Klettern auf den kroatischen Felsen. 2018, während seines Aufenthaltes in Split, führten ihn die ausgezeichnet durchtrainierten Kletterer, Mitglieder der Kroatischen Bergrettung (HGSS), auf eine Klettertour in den Paklenica-Canyon, eine der schönsten Kletterdestinationen Europas und vielleicht sogar der Welt. Bei diesem Anlass schenkten sie ihm ein T-Shirt mit dem HGSS Emblem. Als er einige Jahre später wieder nach Split kam, um neue Bücher zu präsentieren und im Dinara-Gebirge bei Omis zu klettern, kommentierte er, dass das HGSS-T-Shirt derart angenehm ist, dass er es schon lange gerne zum Schlafen benutzt. „Wir sichern Dich nicht nur beim Klettern, sondern wir wärmen Dich sogar bei Nacht“, antworteten ihm die Mitglieder des HGSS und brachten ihn zum Lachen.

Wir sprachen miteinander in Split, dank der liebenswerten Vermittlung von „Fokus“, dem kroatischen Verleger seiner Werke, unmittelbar vor Nesbøs Rückkehr nach Oslo. Wären wir nicht verabredet gewesen, hätte ich nur schwer den berühmten norwegischen Autor erkannt, als er, ein zierlicher Mann mit spezifischem Gang und mit einem schweren Hochgebirgsrucksack auf dem Rücken, auf die Terrasse kam, auf der ich ihn erwartete.
Er ist unaufdringlich, spricht leise, als möchte er mit gar nichts die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Kein Wunder, da er hier eine Beachtung vorfindet, die sonst nur Fußballer erfahren.
Es ist eine Koinzidenz, da Nesbø in seiner Jugend gerade von einer Fußballkarriere träumte. Er trainierte auch Fußball bis zu einer schweren Verletzung. Wenn er nicht schreibt oder Klettert, spielt er seit Jahrzehnten in einer und immer derselben Band – Di Derre. Das bereitet ihm, wie er sagt, große Freude. Das erste was er geschrieben hatte, lang bevor er Bücher schrieb, waren Verse für die Lieder, die er mit seiner Band aufführte und aufführt. Bevor er zu schreiben begann, probierte er vieles in seinem Leben aus; er studierte Wirtschaftswissenschaften, schloss das Studium mit Diplom ab und arbeitete als Börsenmakler.

Weltweit haben Sie mehr als fünfhundert Millionen Bücher verkauft. Mit Ihrer Lebenserfahrung und mit den Verkaufszahlen, die Sie an die Spitze der Weltbestseller positionieren, was empfinden Sie als Erfolg?

Der Erfolg ist, wie auch vieles andere, die Frage der Definition. Es stellt sich die Frage wie man die Bedeutung des Erfolgs definiert. Das Gefühl selbst etwas erreicht zu haben ist nicht mit dem Erfolg gleichzusetzen. Der Erfolg ist das was Leute Dir zuschreiben, aber es muss nicht Deinem Gefühl des Erfolgs gleichzusetzen sein.
Hier ein Beispiel aus meinem Leben: Als ich zum ersten Mal den Schwierigkeitsgrad 6e erklettert hatte, eine Bewertung, welche die meisten trainierten Menschen mit etwas Anstrengung erreichen, war das für mich ein großer Erfolg, den ich auch in Erinnerung behalten habe. Ein Freund von mir, der ein weitaus besserer Kletterer und darüber hinaus auch ein ambitionierter Schriftsteller ist, erinnert mich immer wieder an das Ereignis.

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