Foto: Bryon Powell (iRunFar)

NIKOLINA ŠUSTIĆ

Ich gewinne die 100 km – Läufe, aber wichtiger ist es für mich, das Laufen zu genießen.

Nikolina Šustić ist wahrscheinlich die weltschnellste Ingenieurin der Elektrotechnik. Sie ist in Split geboren und zweiunddreißig Jahre alt. Bis vor kurzem war sie Weltchampionin im 100 km – Lauf. Sie lief die 100 km Strecke in sieben Stunden und zwanzig Minuten.

Sie hat bewiesen, dass sie nicht nur in der Kategorie der sehr langen Strecken ausdauernd ist, sondern, dass sie auch schnell sein kann. Bewiesen hat sie das durch die lange Liste der Weltmarathons, bei welchen sie fast regelmäßig als Erste im Ziel war.

Nikolina Šustić ist eine ungewöhnliche Sportlerin. Die hervorragenden Resultate zeugen auch davon, dass es ihr am kompetitiven Geist nicht fehlt. In Gesprächen hat sie mehrmals hervorgehoben, dass sie nur und ausschließlich wegen der Lust am Laufen läuft. Sie bestreitet ihren Lebensunterhalt nicht durch das Laufen, aber das Laufen, sagt sie, macht ihr Leben qualitätsvoller und glücklicher.

In den Kreisen der Athleten ist sie wegen der Zahl der Goldmedaillen bekannt, aber auch wegen einer Besonderheit ihrer Persönlichkeit, welche für gewöhnlich die Sieger nicht auszeichnet – das Siegen scheint ihr nicht besonders viel zu bedeuten.

Über ihre Siege freut sie sich natürlich, aber die Siege sind nicht im Geringsten die Motivation dafür, dass sie früh morgens aufsteht, bevor sie zur Arbeit geht ihre Laufschuhe anzieht, bergauf läuft und hoch über Split ihre gelaufenen Kilometer sammelt.

In all diesen Jahren gelingt es ihr, neben dem anstrengenden Training, auch Teil des Expertenteams bei Ericsson Nikola Tesla in Split zu bleiben. Training in aller Frühe, Training spät nachmittags und zwischen diesen, testet sie acht bis neun Stunden täglich Software für verschiedene und weltweite Ericsson – Plattformen.

Was haben Sie mit den Jahren wesentliches über das Laufen gelernt und was hat Sie das Laufen über das Leben gelehrt?

Ich habe lange Zeit Basketball gespielt. Dies ist ein Teamsport, völlig anders. Basketball ist vielmehr ein Spiel. Und, obwohl ich dieses Gefühl auch in das Laufen integrieren wollte, war dieses Unterfangen nicht leicht – das Laufen als Spiel zu verstehen ist nicht einfach – ich sehe alle um mich wie sie rasen, fokussiert nur auf das Einfangen von Sekunden und Hundertstel von Sekunden.

Auch im Basketball ist das Resultat wichtig, aber trotzdem bleibt es ein Spiel und die Teilnehmer spielen ein Spiel. Die Läufer rasen buchstäblich; in diesem Sport ist kein Platz für das Spielen und die Teilnehmer nehmen diesen Sport zu ernst. Ich möchte aber gerne ein wenig spielen und das ist es was mir fehlt.
Es gefällt mir besser wie Freizeitläufer das Laufen erleben.

Ihnen bereitet das Laufen ehrliche Freude. Die gelaufenen Kilometer bereiten den Profiläufern keine Freude. Sollte das Laufen lediglich Arbeit und Zahlen bedeuten, dann hat es für mich eigentlich auch keinen Sinn.

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