Foto: Alfa Romeo, Audi, Daniel Nikodem Photography, Volkswagen, Wdscars, Hongqi
Einer der erfolgreichsten Automobildesigner der Geschichte, zeichnete im Laufe seiner vier Jahrzehnte langen Karriere, mehr als 130 Prototypen, Renn-, Ausstellungs- oder Produktionsmodelle für Alfa Romeo, Seat, Audi, VW, Bugatti, Bentley, Lamborghini, Ducati und Maserati, während sogar fünf Modelle, die seine Handschrift tragen, mit dem Titel Automobil des Jahres in Europa gekrönt wurden
Mit all diesen Linien könnten wir mindestens vier Automobile herstellen, kommentierte Walter de Silva eines der bei der Messe in Genf ausgestellten Automobile, an dem wir gerade vorbeigegangen sind. Der Satz, den er im Jahr 2007 so nebenbei ausgesprochen hatte, während wir einen Platz suchten um in Ruhe reden zu können, fasste die menschliche und die geschäftliche Seite des Designers perfekt zusammen, eines Designers dessen Werke das Ende des 20. und den Anfang des 21. Jahrhunderts markierten.
Fein und rein in seinen Kreationen, gleichzeitig aber direkt und scharf in seinen Stellungnahmen, wurde Silva, unmittelbar vor der schweizerischen Ausstellung 2007, zum ersten Mann der Designabteilung des Volkswagen Konzerns promoviert, während der Audi A5 die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Das war auch das Modell, das ihm drei Jahre später den Design Award, den Oscar in der Welt des Designs, brachte.
Seine Karriere begann er 1972 als Praktikant in der Designabteilung bei Fiat und beendete sie 43 Jahre später, durch seinen etwas unerwarteten Rückzug von der Position des für das Aussehen verantwortlichen Hauptstrategen des damals größten Automobilproduzenten der Welt. Im Laufe seiner vier Jahrzehnte langen Karriere, zeichnete er mehr als 130 Prototypen, Renn-, Ausstellungs- oder Produktionsmodelle für Alfa Romeo, Seat, Audi, VW, Bugatti, Bentley, Lamborghini, Ducati sowie Maserati, während sogar fünf Modelle, die seine Handschrift tragen, mit dem Titel Automobil des Jahres in Europa gekrönt wurden. Aber der Gang in den Ruhestand bedeutete nicht das Ende. Seine Liebe für Ästhetik und Funktionalität sprang von den vier Rädern auf hohe Absätze über und 2017 lancierte er eine Linie von Damenschuhen unter seinem Namen. Zwei Jahre später gründete er das Designstudio Wds & Partner und kehrte zu seiner ersten Liebe zurück, zu den Automobilen.
Eines seiner letzten Werke ist der verblüffende, hybride, sportliche Hongqi S9, hinter dem Investoren wie der amerikanische Silk EV und der chinesische Riese FAW stehen. Es ist ein Automobil an dem der „Preiszettel“ mit dem Betrag von zwei Millionen Euro hängt. Trotz den zahlreichen Komplimenten, verhält sich de Silva dem Design des asiatischen Riesen gegenüber, sehr kritisch.
„Für die Chinesen hat das Design nur einen strategischen Wert. Für sie muss man immer etwas Überraschendes schaffen, aber das widerspiegelt niemals den Wert der Marke oder des Produkts. Wenn sie einem Projekt beitreten, teilen sie Ihnen sofort ganz klar mit, wie dieses Automobil auszusehen hat und das reduziert sich oft auf das Kopieren. Sie sind leider nicht die Einzigen. Die meisten Automobile, die heutzutage auf den Markt kommen, sind absolut langweilig. Sie sehen alle gleich aus, die neuen Modelle sind Kopien von Kopien, was sowohl von Profis, als auch von den Klienten festgestellt wird. Einen Teil der Schuld trägt der übertriebene Einfluss von Computern, die alles können, aber nicht die Fähigkeit besitzen anzufassen, zu fühlen oder zu lieben, sodass am Ende alles auf eine mathematische Formel reduziert wird. Wenn man der Endfertigung und dem Marketing die unfassbare Aggressivität hinzufügt, entstehen Automobile die keine Identität der Marke mehr beinhalten. Natürlich, es gibt auch Ausnahmen wie Porsche, dessen Modelle keine Fehler zulassen, egal ob es sich um den 911 oder um den elektrischen Taycan handelt. Konsequent ist auch der Range Rover, Hyundai strengt sich bei Genesis sehr an und die Bestrebungen von Flavio Manzoni, Ferrari für neue Märkte und Produkte zu öffnen, sind auch lobenswert. Volkswagen wettet auch weiterhin auf einfache, unkomplizierte Automobile, Alfa Romeo behält trotz Problemen seine Identität, aber das beste Design hat derzeit Mercedes.“
Obwohl der elektrische Antrieb einen völlig neuen Zugang zum Automobildesign eröffnet, bleibt der Großteil der Produzenten bei den traditionellen Formen.