Photo: Uwe Dettmar
IVAN ĐIKIĆ
DER ERFOLGREICHSTE KROATISCHE WISSENSCHAFTLER UNSERER ZEIT
Ivan Đikić ist einer der erfolgreichsten kroatischen Wissenschaftler, die im Ausland tätig sind. Obwohl er erst in seinen Fünfzigern ist, hat er in seinem wissenschaftlichen Lebenslauf beeindruckende Erfolge eingetragen. Zurzeit ist er ordentlicher Professor der Medizin an der Goethe-Universität in Frankfurt, Gewinner des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises, des wichtigsten deutschen Forschungsförderpreises, und Mitglied der Leopoldina, der deutschen Wissenschaftsakademie. Außerdem freut er sich über eine Reihe von angesehenen Auszeichnungen, darunter die Auszeichnungen der Amerikanischen (AACR) und Europäischen (EORTC) Organisation für Krebsforschung und -behandlung.
Der Schwerpunkt von Đikićs wissenschaftlicher Forschungsarbeit sind Tumore, woraus man auch bei einer oberflächlichen Analyse seiner Karriere den eindeutigen Schluss ziehen kann, dass dieser Wissenschaftler einen Beitrag zur Suche nach dem Heilmittel für die wahrscheinlich grausamste Krankheit der heutigen Zeit leisten möchte. Obwohl er seit 1992 im Ausland lebt, wohin er mit dem Wunsch nach Weiterbildung und mit zahlreichen Fragen zog, auf die er in Kroatien keine Antwort bekommen konnte, bleibt er mit seinem Heimatland verbunden. Die letzten 15 Jahre nimmt er intensiv am Wissenschafts-, Bildungs- und Sozialleben Kroatiens teil, in der Öffentlichkeit in erster Reihe als Botschafter der Wissenschaft. 2017 hat Đikić mit seiner Familie ein Sabbatjahr an der Stanford Universität und dem biotechnologischen Unternehmen Genentech in den USA verbracht. Mit der Aufnahme seiner Arbeit im Genentech-Labor am 1. Januar 2018 wird er jährlich drei Monate in San Francisco und den Rest des Jahres an der Goethe Universität in Frankfurt verbringen.
Leben auf zwei Kontinenten
„In Amerika habe ich sehr viel gelernt. Dort ist mir vieles klar geworden, was ich über die Industrie nicht gewusst hatte, über die Erzeugung von Medikamenten, über Investitionen und über die bedeutende und anspruchsvolle Arbeit, die die Arzneimittelindustrie bei der Herstellung von Medikamenten leistet, was mich in gewisser Hinsicht dazu bewegt hat, nach Frankfurt zurückzuziehen, wo mein Labor ist und ich sehr gute Kollegen habe. Das Angebot, in den USA zu arbeiten, habe ich wegen meiner Familie abgelehnt. Aber jetzt wurde mir angeboten, mein eigenes Labor zu eröffnen, sodass ich ab dem 1. Januar drei Monate jährlich in San Francisco, und neun in Frankfurt verbringen werde. Ich freue mich darauf und denke, dass das eine große Herausforderung in meiner Laufbahn ist. Ich werde ein Team in Genentech haben, dessen Mentor und Projektleiter ich sein werde. Das ist, sozusagen, eine kostenlose Trainings- und Arzneimittelherstellungsanlage.
Unsere größte Herausforderung ist das Kombinieren von Bakteriologie und Tumorforschung. Aus evolutionären Gründen sind menschliche Krankheiten, insbesondere Tumorerkrankungen, unsere Erzfeinde. Ein Tumor ist eine ernstzunehmende Störung, die wir zuerst verstehen müssen, um sie erfolgreich beseitigen zu können. In den frühen Stadien ist er zu 100 Prozent heilbar, in den mittleren Stadien mit Hilfe von Medikamenten zu einem hohen Prozentsatz, aber in den fortgeschrittenen Stadien, besonders bei Tumoren, die Metastasen gebildet haben, sind wir vollkommen hilflos und das muss man offen zugeben. In diesem Stadium spielt es keine Rolle mehr, ob Sie Geld für eine Behandlung haben. Steve Jobs hatte alles Geld der Welt und konnte sich die Genesung doch nicht kaufen“ sagt Đikić.