Ivica Kostelić – Mein Ozeantagebuch

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Foto: Jean-Louis Carli / Alea, Jean-Marie Liot / Alea, Croatia Full of Life, Transat Jacques Vabre

Nach 22 Tagen, 14 Stunden, 29 Minuten und 51 Sekunden kamen Ivica Kostelić und Calliste Antoine mit dem Segelboot Croatia Full of Life als 17. Mannschaft in der 40er Klasse ins Ziel des Transat Jacques Vabre. Für das ACI No. 1 Magazin schrieb Ivica Kostelić ein Tagebuch der Regatta 

Ich werde den Leser nicht mit einer überlangen Einführung quälen, um ihm von den unmittelbaren Vorbereitungen für das Transat im Hafen Le Havre detailreich zu erzählen. Kurz zusammengefasst kann ich sagen, dass das Transat Jacques Vabre ein großes sportliches Ereignis ist, welches, in der Woche vor dem Start, mehrere hunderttausend Besucher in das „Race Village“ lockt. Es ist ein großes Vergnügen die Elite des offshore Segelns auf einem Ort versammelt zu sehen. Eine riesige Flotte sündhaft teurer Segelboote und Trimarane auf einem Fleck versammelt, zieht die Aufmerksamkeit vieler Neugieriger automatisch an.
Hier sind Class 40, Imoce, Ocean Fifty und Ultimas… insgesamt 85 Boote.

7.11.2021

Mit 20 Knoten Nordwestwind starteten wir gut und kämpften uns am Wind segelnd bis zur ersten Markierung durch, wonach wir für die Fortsetzung bis Étretat Code 0 eingestellt haben. Dabei wurde ich auch zum ersten Mal auf dem Vorderschiff wirklich plitschnass, aber wir kamen erfolgreich um sechs Positionen weiter, bevor wir bei Étretat die Wendung durchführten.

9.11.2021

Die letzte Nacht war nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Die Windstärke war selten über 3 – 4 Knoten, während die Meeresströmung bei der Insel Ouessant (vor der bretonischen Küste) 4 – 5 Knoten stark war, allerdings gegen uns gerichtet. Die Strömung ist schwächer je seichter das Meer ist. Um uns herum lauter Untiefen, manche Felsen sind sichtbar und manche verstecken sich unter der hohen Flut. All diese gefährlichen Stellen sind für das menschliche Auge in der finsteren Nacht unsichtbar, insbesondere wenn es regnet, was die letzte Nacht der Fall war. Wer tapfer ist (oder vielleicht ein wenig verrückt, wie man’s nimmt) wird versuchen slalomartig zwischen den Felsen durch die Untiefe zu segeln, was auch die einzige Weise ist, auf die man sich langsam vorwärts durchzwängt. Aber, vielleicht war es sogar gut, dass es finster war und ich nicht sehen musste in welcher Klemme wir uns letzte Nacht eigentlich befanden…

10.11.2021

Wir haben uns für die riskantere Option entschieden und dadurch schnell die Untiefe in der Ausfahrt aus dem Kanal du Four durchsegelt und den günstigeren Meeresstrom bei Raz de Seine erreicht. Ab da hatten wir günstige und wechselhafte Bedingungen, verursacht durch einen Hochdruckkamm. Ich persönlich habe, da ich von der Adria komme, die Schule sanfter Winde schon absolviert und habe mich unter dem Einfluss des Hochdruckkamms wie zu Hause gefühlt. In einem Augenblick sind wir sogar auf die fünfte Position vorgerückt. Dieser Augenblick war eine Art Belohnung für mein Team, da ich, als völliger Außenseiter in finanziellem und technischem Sinne, wenn auch nur für ein Teilchen einer Sekunde, große Spieler besiegt habe. Always outnumbered, never outgunned!

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